26. September 2011

Was ich von Mario Barth und Klischees über Frauen halte

Ich mag es nicht, weibliche Klischees zu erfüllen.
Manchen Frauen macht das nicht so viel aus. Solche Frauen mögen aber auch Mario Barth und klatschen vergnügt zustimmend in die Hände, wenn dieser der Nation ein wenig von seinem schier unerschöfplichen Wissen über das weibliche Wesen schenkt.Ich mag Mario Barth nicht und möchte ihn gerne einmal treten oder zumindest abfällig mustern oder mich auf ihn übergeben.Weil sich mir die Möglichkeit bisher noch nicht geboten hat, sitze ich zeternd vor dem Fernseher und rege mich auf.
Ähnliche Gefühlsregungen zeigen sich bei mir, wenn Frauen in Werbespots vor unbändiger Freude über ein Raumspray in unaufälliger Steinoptik beinahe einen Herzinfarkt erleiden oder wenn sie ihren Ehegatten stolz das unglaublich reine Fußballtrikot präsentieren, welches gerade eben noch voller männlicher Grasflecken war.
Leider wurden mir selbst einige Eigenschaften zuteil, die mir mein Leben als klischeebefreite Frau nicht immer leicht machen. So leide ich etwa an überdurchschnittlich ausgeprägter Orientierungslosigkeit. Vollkommen ahnungslos stolpere ich durch überaus logisch strukturierte Städte und steige auf gut Glück in öffentliche Verkehrsmittel ein, die zumeist in die Gegenrichtung meines eigentlichen Zieles fahren.
Ich frage permanent Leute nach dem Weg und brüste mich im Nachhinein mit meiner unglaublicher Offenheit, was das Ansprechen fremder Menschen anbelangt.
Heimlich lasse ich GoogleMaps alle drei Meter meine Route neu berechnen und komme dennoch nicht zum Ziel, weil ich leider nicht in der Lage bin, Himmelsrichtungen zu deuten.

via weheartit.


Ich bilde mir ein, dass mein Vater die Schuld an meiner Hilflosigkeit in unbekanntem Terrain trägt. Als begeisterter Orientierungsläufer versuchte er bereits früh, die desaströsen Fähigkeiten seiner Tochter auf diesem Gebiet zu schulen und ließ mich daher einmal während eines nächtlichen Spaziergangs alleine im Wald stehen. Nach zehn Minuten kam er aus dem Dickicht hervor, teilte mir mit ungläubigem Entsetzen in der Stimme mit, dass ich lediglich recht häufig im Kreis gelaufen sei und fragte mich anschließend, weshalb ich mich nicht einfach an dem großen Ameisenhaufen dort rechts orientiert hätte, der sei doch wirklich mehr als auffällig. Leider gibt es vor allem in städtischen Gebieten meist nicht so wirklich viele Ameisenhaufen. "Typisch Frau!", grummelte kürzlich ein älterer Herr in sich hinein, den ich nach dem Weg zum Bahnhof auf der gegenüberliegenden Straßenseite fragte und der sich vermutlich selbst noch anhand der moosigen Seite von Bäumen orientierte. Empört wollte ich ihm hinterherlaufen und ihn darüber aufklären, dass meine Orientierungslosigkeit überhaupt nichts mit dem Geschlecht zu tun habe, sondern in meiner Kindheit wurzele, doch leider hatte ich bereits wieder vergessen, in welche Richtung er gegangen war.
Ein weiteres Klischee über Frauen, welches ich auf eine fast schon lächerliche Art und Weise bediene, ist das schnelle Frieren. Meine Kälteempfindlichkeit ist derart ausgeprägt, dass ich griesgrämig unter der Dusche stehe, stets den Moment fürchtend, in dem ich das Wasser abdrehen und den Duschvorhang zur Seite schieben muss. Leicht neurotisch zähle ich selbst auferlegte Zeitlimits herunter, nach denen ich mich zwinge, den Hahn zuzudrehen und zitternd nach einem Handtuch zu greifen.
Nachts hat mein Bettnachbar häufig mit meinen zu Eisklumpen verwandelten Extremitäten zu kämpfen, die versehentlich sein Bein streifen und dort schwarze Erfrierungsmale hinterlassen. Ich selbst schlafe nicht wie ein normaler Mensch, sondern verfalle regelmäßig in die Kältestarre. Voller Abscheu denke ich in solchen Momenten an feist grinsende Aiman Abdallahs oder Ranga Yogeshwars, die in ihren Sendungen und Büchern nur zu gerne darüber berichten, weshalb den Frauen eigentlich immer so kalt ist, das liegt nämlich an ihrem geringeren Muskelanteil und an ihrer verhältnismäßig großen Körperoberfläche (an dieser Stelle dürfen sie das Wort Brüste sagen. Die totale Begeisterung). Vor Kurzem fror ich derartig, dass ich fiepende Laute von mir gab. Das ist so unglaublich inakzeptabel, dass ich mich am nächsten Morgen dafür mit einer Wechseldusche bestrafte.
Trotz derartiger Ausrutscher halte ich mich noch immer für eine einigermaßen emanzipierte Frau. Falls ich jemals über Mario Barth lachen sollte, wird meine anschließende Selbstkasteiung jedenfalls fürchterlich ausfallen. Ameisenhaufen und Eisbaden werden inbegriffen sein.

1 Kommentar:

Ninia LaGrande hat gesagt…

:D :D!! Hab mich totgelacht. Geht mir bei Orientierung und Kälte genauso (der Mann freut sich, wenn ich das Bett "vorkühle"!).