23. April 2012

Ohne Worte.

Jenke von Wilmsdorff ist ein harter Bursche.
Mehr oder weniger unterhaltsam stellt er sich im RTL-Magazin Extra regelmäßig für das Jenke-Experiment zur Verfügung und erlebt dabei als "Müllmann", "Wäscher" oder auch als "Alleinerziehende Mutter" viele verrückte Dinge. So musste Jenke beispielsweise die Erfahrung machen, dass man als alleinerziehende Mutter mitunter ganz schön früh aufstehen muss. Das ist natürlich echt crazy und ein Charakteristikum, welches nur wenige Menschen mit der alleinerziehenden Mutter teilen.
Ein wenig überwältigt von gefühlten hundert Klischees pro Minute und gleichzeitig durchaus amüsiert, durfte ich miterleben, wie Jenke sich Woche für Woche unerschrocken den Härten des Lebens stellte und dabei den Zuschauern vor den Fernsehern eindrucksvoll die Realität erklärte.

Sein neueste Abenteuer führte Jenke nach Tansania, dort leben nämlich die Massai, eine afrikanische Volksgruppe, die Jenke anscheinend spannend findet und über die auch mal ein Spielfilm gedreht wurde, der sich da Die weiße Massai nennt. Vermutlich hat Jenke dieser Film gut gefallen, denn seine Reportage trägt den innovativen Namen Der weiße Massai. Jenke dreht in Tansania aber keinen Spielfilm, nein, Jenke möchte zeigen, wie es wirklich zugeht im Dorf der Massai, einem Ort  fernab von jeglicher moderner Zivilisation. Und weil Jenke in seiner Rolle als neue Corinne Hofmann laut eigener Aussage nicht nur bei sondern auch mit den Massai leben möchte, zieht er als erstes los und kauft sich Sandalen, die aus alten Gummireifen hergestellt werden. Die tragen nämlich alle Massai und sonst gar niemand.

Der Massai, welcher sich Jenke animmt, heißt Thomas und trägt zumindest in der Einstellung, in der man seine Füße sehen kann, keine Gummireifensandalen. Dafür will er aber demnächst seine zweite Frau heiraten. Polygynie, das findet Jenke natürlich verwerflich.
Zunächst einmal muss er sich aber von dem Schock erholen, dass das Auto, welches ihn zum Dorf transportieren sollte, mitten in der Nacht plötzlich einen Platten hat. Der Fahrer will bis zum Morgengrauen warten, bevor es weitergeht, aber Jenke hat kurz zuvor erfahren, dass ausgerechnet in dieser Gegend in der Vergangenheit schon einmal Weiße angegriffen wurden, weshalb die Reisegruppe den restlichen Weg wagemutig zu Fuß antritt.
Dann bietet Thomas Jenke seine Frau als Gastgeschenk für die erste Nacht an. 
Diese Geste findet nicht nur Jenke fragwürdig.
Jenke hält sie aber außerdem auch für ganz schön unzivilisiert.
Das sagt er aber nicht, sondern schweigt und überlässt dem Fernsehzuschauer diese Erkenntnis. 

 via.

Überhaupt findet er, dass die Massai anders leben als wir, das ist natürlich wieder einmal ziemlich verrückt. Die Beschreibung "anders" scheint Jenke aber nicht aussagekräftig genug, deswegen fügt er kurzerhand noch ein "erschreckend" hinzu. Die Massai leben also erschreckend anders als wir.
Besonders erschreckend findet Jenke offensichtlich, dass sie nur einmal in der Woche duschen und sich sonst morgens nur kurz waschen, das erzählt er zumindest direkt nach dem Aufstehen.
Jenke muss übrigens schon wieder früh raus, die Massai und die alleinerziehende Mutter scheinen sich ähnlicher zu sein, als man annehmen würde.
Dann filmt der Kameramann eine besonders schöne Einstellung, nämlich Schwarze Kinder mit Fliegen in den Augen, die laut Jenke alle schmutzige Kleidchen anhaben und die Fliegen traurigerweise nicht einmal mehr bemerken.

Im Laufe des Tages muss Jenke feststellen, dass bei den Massai eigentlich nur die Frauen arbeiten.
Das ist in der Tat nicht schön.
Jenke genügt aber nicht die Erkenntnis, sondern er betrachtet es als seine Pflicht, den Massai-Männern mal zu zeigen, was man in unserer Zivilisation eigentlich unter Gleichberechtigung versteht. Deswegen geht Jenke mit den Frauen Wasser holen und merkt an, dass ja vielleicht einige der Männer dann seinem vorbildlichen Beispiel folgen. Macht aber leider keiner, typisch. An der Wasserstelle hält Jenke mit den Frauen ein kurzes Pläuschchen über Beziehungen und Ehe und wird nicht müde zu fragen, ob denn überhaupt jemals Liebe im Spiel sei. Wenig später muss er resigniert feststellen, dass das Hauptmotiv einer Eheschließung bei den Massai wohl hauptsächlich die Erlangung von Wohlstand sei. Das ist natürlich sehr unromantisch.
Jenke redet auch noch einmal mit Thomas über dieses Thema, welches ihn sehr zu beschäftigen scheint, doch auch diese Diskussion endet für Jenke mit der Erkenntnis, dass er Thomas zwar verstehen, seine Einstellung aber nicht nachvollziehen könne. Das sagt Jenke mit einer sehr belegten Stimme. Es ist aber auch alles so erschreckend anders bei den Massai.

Im nächsten Teil der Reihe möchte Jenke dann herausfinden, was die Massai wohl so von seinem coolen Macbook halten. Das packt er nämlich aus, damit sich alle mal den zivilisierten Film von der weißen Massai ansehen können. Dem Himmel sei Dank.

Übrigens: Auf der Seite von RTL-Extra steht wortwörtlich: "Massai-Männer sind sehr dunkelhäutig, auffallend groß, schlank und ebenmäßig schön."
Das kann einen schon sehr nachdenklich stimmen.