30. Juli 2012

Live fast.

Ryan McGinley mag nackte Menschen und auch ansonsten alles, was Mutter Natur so bereit hält. Deswegen fotografiert diese Dinge fleißig und produziert dabei Bilder, bei denen ich ebenfalls Lust bekomme, in Adams Gewand durch den Wald zu rennen und mich dabei mit Tieren zu behängen. Oder durch ein Feuerwerk zu tanzen. So gesehen bringen mich diese Fotografien also auf eher waghalsige Ideen, aber ich finde, für so etwas ist der Sommer gut geeignet. Jung, nackt, frei, verschrammt, et cetera.












alle Bilder via.

16. Juli 2012

Was da los.



Zur Zeit versuche ich hauptsächlich, mich davon abzuhalten, urplötzlich einzuschlafen. Es gibt ja diese Krankheit, bei der das passiert und die Narkolepsie heißt. Als Kind hatte ich eine Phase, in der ich ziemliche Probleme mit dem Schlafen hatte. Der Arzt sagte damals zu meiner Mutter, ich sei von meinen geistigen Fähigkeiten her zu weit entwickelt für mein Alter und könnte manche Dinge, die ich aufnehme, nicht verarbeiten. Das ist für mich ein Widerspruch in sich. Jedenfalls stand ich aufgrund meiner grandiosen Aufnahme- und meiner schlechten Verarbeitungsfähigkeit wohl im zarten Alter von drei Jahren nachts im Schlafzimmer meiner Eltern und wollte erfahren, wieso wir alle sterben müssen.
Ich frage mich, ob man da als Erziehungsberechtigter mal kurz an die Möglichkeit eines Exorzismus denkt.
Mittlerweile scheint ein Ausgleich meiner geistigen Aktivitäten stattgefunden zu haben. Jedenfalls kann ich sehr gut schlafen ohne genau wissen zu wollen, weshalb uns alle einmal der Tod ereilen wird. Genau genommen könnte ich im Moment auch prima schlafen, ohne nachzuschauen, wer gerade an der Tür geklingelt hat. So weit ist es schon gekommen mit meinem Wissensdrang. Als Dreijährige beschäftigten mich noch die großen Themen der Philosophie, nun nur noch der Härtegrad meiner Matratze.
Schuld daran ist natürlich das Bachelor-System. Das sagen jedenfalls die Experten immer. Wir Studenten sind vollkommen überfordert mit unserem Leben als Opfer der Bologna-Reform und deshalb hat meine Aufnahmefähigkeit auch abgenommen und ich habe anstatt Schlafproblemen eher Müdigkeitsattacken.

Weil ich das ungerecht finde, beschäftige ich mich aus Protest mit Dingen, die zu meinem momentanen geistigen Entwicklungsstand passen. Zum Beispiel mit Sendungen auf Pro7 und RTL. Da werden selten Artikel oder gar Prädikate verwendet, da fühle ich mich wohl und verstanden. "Was da los mit den Weibern!" fragt man sich da und ich gluckse vergnügt, was könnte mein Leben schön und einfach sein, wenn ich noch ein bisschen weniger aufnahme- und verarbeitungsfähig wäre, wenn ich ein bisschen weniger Vernunft am Leibe hätte. Aber nein, Kant sagt:
"Jeder  Mensch  hat  Gewissen  und  findet  sich  durch  einen  inneren  Richter beobachtet, bedroht und überhaupt in Respekt (mit Furcht verbundener Achtung) gehalten,  und diese über die Gesetze in ihm wachsende Gewalt ist nicht etwas, was er sich selbst (willkürlich) macht, sondern es ist seinem Wesen einverleibt. Es folgt  ihm  wie  sein  Schatten,  wenn  er  zu  entfliehen  gedenkt.  Er  kann  sich  zwar durch  Lüste  und  Zerstreuungen  betäuben  oder  im  Schlaf  bringen,  aber  nicht vermeiden  dann  und  wann  zu  sich  selbst  zu  kommen  oder  zu  erwachen,  wo  er  alsbald  die  furchtbare  Stimme  desselben  vernimmt."
Weil ich ein Mensch bin und auch Gewissen habe (ob Kant hier wohl auch von Müdigkeit gepackt war und keine Lust auf einen Artikel hatte? Oder hat das wieder eine tiefgründige Bedeutung, weshalb hier keiner verwendet wird? Was da los mit den Kant?) und es mich tatsächlich auch mit furchtbarer Stimme verfolgt und mich an meine Klausuren erinnert, zwinge ich mich, nachts wachzubleiben und Theorien von Menschen zu lernen, die sagen, dass ich meinem Gewissen nicht entkommen kann, da kann ich noch so viel machen und mich auch auf den Kopf stellen.
Schade, eigentlich.