20. November 2012

Nachtkonforme Klänge - Purity Ring

Als eher nachtaktiver Mensch hat man es nicht immer leicht, in einer tagorientierten Wohngemeinschaft zu leben, denn in seinem Tun ist man zu später Stunde dann doch meist erheblich eingeschränkt.
Beispielsweise könnte ich es meinen Mitbewohnern niemals antun, um drei Uhr nachts abgefuckten Indierock zu hören und dabei Berge von Gemüse zu hexeln, obwohl ich manchmal durchaus das Bedürfnis dazu verspüre.

Stattdessen legt man sich also einen nachtadäquaten Musikgeschmack zu, was nicht unbedingt schlecht sein muss, denn andernfalls hätte ich vermutlich niemals Purity Ring entdeckt, die in diesem Sommer ihr fantastisches Album "Shrines" herausgebracht haben und auch sonst einfach toll sind.



Die beiden machen feinen Elektro, insbesondere Megans Stimme, die sich von den meist nett minimalistisch gehaltenen Synthesizer-Klängen in einer wunderbaren Klarheit abhebt, hat es mir sehr angetan.
Gerade touren Purity Ring umher, vor Kurzem haben sie Berlin im Berghain ihren leider einzigen Deutschlandbesuch abgestattet. Auf ihrer Website gibt's zur Zeit einen kostenlosen Download, aber am besten kauft man sich einfach die ganze Platte. Hach!


Lofticries

14. November 2012

Was ich in Ägypten gemacht habe.


Für das High-End-Touri-Foto setzte mich voll mutig auf die äußere Mauer eins Minaretts.

An dieser Stelle nun also der mediale Beweis dafür, dass ich mich dieses Jahr in Ägypten aufgehalten habe.
Das eigentlich Interessante an diesem Video mit eher weniger Tiefgang ist sicherlich die Tatsache, dass ich stundenlang verzweifelt nach einem passenden Lied suchte, dann völlig frustriert das nun Hörbare wählte und mich anschließend ein bisschen grenzdebil darüber freute.
Wer den Eindruck gewinnt, dass ich die meiste Zeit meines Aufenthaltes mit Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme verbracht habe, liegt übrigens völlig richtig. 

30. Oktober 2012

Ruf aus dem Eis.

Aus lauter Entsetzen über die Wetterlage, mein undichtes Fenster und die daraus resultierenden Minusgrade in meinem Zimmer, habe ich mich bisher nicht dazu motivieren können, an dieser Stelle von meinem Ausflug nach Ägypten zu berichten. Denn dann müsste ich weinen über meine klimatisch gesehen so jämmerliche Lage und meine Tränen würden wahrscheinlich festfrieren in meinem Gesicht, darüber müsste ich noch mehr weinen, etc. 
Außerdem sind die Hipster-Analog-Fotos noch nicht entwickelt
Hier also erst einmal nur ein trauriges Video, in dem ich fast gefressen werde, auf dass bald mein Fenster ausgetauscht werde und ich mich dazu bereit fühle, über Palmen und Sandwüsten und solche Dinge zu berichten. 



30. Juli 2012

Live fast.

Ryan McGinley mag nackte Menschen und auch ansonsten alles, was Mutter Natur so bereit hält. Deswegen fotografiert diese Dinge fleißig und produziert dabei Bilder, bei denen ich ebenfalls Lust bekomme, in Adams Gewand durch den Wald zu rennen und mich dabei mit Tieren zu behängen. Oder durch ein Feuerwerk zu tanzen. So gesehen bringen mich diese Fotografien also auf eher waghalsige Ideen, aber ich finde, für so etwas ist der Sommer gut geeignet. Jung, nackt, frei, verschrammt, et cetera.












alle Bilder via.

16. Juli 2012

Was da los.



Zur Zeit versuche ich hauptsächlich, mich davon abzuhalten, urplötzlich einzuschlafen. Es gibt ja diese Krankheit, bei der das passiert und die Narkolepsie heißt. Als Kind hatte ich eine Phase, in der ich ziemliche Probleme mit dem Schlafen hatte. Der Arzt sagte damals zu meiner Mutter, ich sei von meinen geistigen Fähigkeiten her zu weit entwickelt für mein Alter und könnte manche Dinge, die ich aufnehme, nicht verarbeiten. Das ist für mich ein Widerspruch in sich. Jedenfalls stand ich aufgrund meiner grandiosen Aufnahme- und meiner schlechten Verarbeitungsfähigkeit wohl im zarten Alter von drei Jahren nachts im Schlafzimmer meiner Eltern und wollte erfahren, wieso wir alle sterben müssen.
Ich frage mich, ob man da als Erziehungsberechtigter mal kurz an die Möglichkeit eines Exorzismus denkt.
Mittlerweile scheint ein Ausgleich meiner geistigen Aktivitäten stattgefunden zu haben. Jedenfalls kann ich sehr gut schlafen ohne genau wissen zu wollen, weshalb uns alle einmal der Tod ereilen wird. Genau genommen könnte ich im Moment auch prima schlafen, ohne nachzuschauen, wer gerade an der Tür geklingelt hat. So weit ist es schon gekommen mit meinem Wissensdrang. Als Dreijährige beschäftigten mich noch die großen Themen der Philosophie, nun nur noch der Härtegrad meiner Matratze.
Schuld daran ist natürlich das Bachelor-System. Das sagen jedenfalls die Experten immer. Wir Studenten sind vollkommen überfordert mit unserem Leben als Opfer der Bologna-Reform und deshalb hat meine Aufnahmefähigkeit auch abgenommen und ich habe anstatt Schlafproblemen eher Müdigkeitsattacken.

Weil ich das ungerecht finde, beschäftige ich mich aus Protest mit Dingen, die zu meinem momentanen geistigen Entwicklungsstand passen. Zum Beispiel mit Sendungen auf Pro7 und RTL. Da werden selten Artikel oder gar Prädikate verwendet, da fühle ich mich wohl und verstanden. "Was da los mit den Weibern!" fragt man sich da und ich gluckse vergnügt, was könnte mein Leben schön und einfach sein, wenn ich noch ein bisschen weniger aufnahme- und verarbeitungsfähig wäre, wenn ich ein bisschen weniger Vernunft am Leibe hätte. Aber nein, Kant sagt:
"Jeder  Mensch  hat  Gewissen  und  findet  sich  durch  einen  inneren  Richter beobachtet, bedroht und überhaupt in Respekt (mit Furcht verbundener Achtung) gehalten,  und diese über die Gesetze in ihm wachsende Gewalt ist nicht etwas, was er sich selbst (willkürlich) macht, sondern es ist seinem Wesen einverleibt. Es folgt  ihm  wie  sein  Schatten,  wenn  er  zu  entfliehen  gedenkt.  Er  kann  sich  zwar durch  Lüste  und  Zerstreuungen  betäuben  oder  im  Schlaf  bringen,  aber  nicht vermeiden  dann  und  wann  zu  sich  selbst  zu  kommen  oder  zu  erwachen,  wo  er  alsbald  die  furchtbare  Stimme  desselben  vernimmt."
Weil ich ein Mensch bin und auch Gewissen habe (ob Kant hier wohl auch von Müdigkeit gepackt war und keine Lust auf einen Artikel hatte? Oder hat das wieder eine tiefgründige Bedeutung, weshalb hier keiner verwendet wird? Was da los mit den Kant?) und es mich tatsächlich auch mit furchtbarer Stimme verfolgt und mich an meine Klausuren erinnert, zwinge ich mich, nachts wachzubleiben und Theorien von Menschen zu lernen, die sagen, dass ich meinem Gewissen nicht entkommen kann, da kann ich noch so viel machen und mich auch auf den Kopf stellen.
Schade, eigentlich.

17. Juni 2012

Yes, this is Art!

Weil ich Kunst sehr liebe, versuche ich, möglichst viel davon zu sehen.
Ich bin froh darüber, eine gute Freundin zu haben, die mich dabei stets begleitet, so auch nach Kassel, wo wir uns ein wenig auf der dreizehnten Ausgabe der documenta umsahen.
Ich war vor fünf Jahren schon einmal dort, mein sechzehnjähriges Ich hielt Kunst aber für lästig und Ai Weiwei für einen etwas verwirrten Menschen mit zu viel Zeit, ich war offensichtlich selbst ein wenig neben der Spur.
Ich könnte mir vorstellen, dass mein heutiges überdurchschnittliches Interesse an Kunst als eine Art Wiedergutmachung für all jene Schulstunden fungiert, in denen ich verzweifelt vor einer halbverrotteten Büste aus dem Fundus und einem weißen A3-Blatt saß und von meinem Lehrer mit einem traurigen Blick gemustert wurde. So gesehen muss man Nachsehen haben mit meiner führeren Persönlichkeit, die ganz offensichtlich die Eigenschaften ihres Kunstlehrers auf den unschuldigen Ai Weiwei projizierte.
Ich freue mich im Übrigen sehr, dass nun ein Film über Herrn Weiwei in die Kinos kommt, den ich mir auf jeden Fall ansehen möchte.



Ich muss gestehen, dass ich von der diesjährigen Leiterin der documenta im Vorfeld ein etwas seltsames und mir nicht unbedingt sympathisches Bild gewonnen hatte, was auch daran liegen könnte, dass ich Hunde hasse und CCB ganz offensichtlich nicht. Hundeliebhaber sind mir ein wenig ungeheuer, wie auch die Räumlichkeiten des Fridericianums.
Etwas mürrisch stapften wir von Treppenhaus zu Treppenhaus, vorbei an formschönen Edelstahlgeländern, von einem Raum in den nächsten, dabei stets diesen seltsamen grauen Boden im Blick. Eine weitere mitgereiste Freundin merkte an, sie fühle sich ein wenig wie bei Ikea, ich hielt den Vergleich für überaus passend.

Wenn man nun denkt, dass ich ein etwas empfindlicher Mensch in Sachen Atmosphäre und Raumgestaltung bin, so möchte ich dies bekräftigen. Nichts kann auf einer Party meine Laune so sehr in den Keller befördern wie eine falsche Beleuchtung. Im Fridericianum war ich also hauptsächlich schlecht gelaunt, die dort ausgestellten Künstler vermochten das nur teilweise zu ändern.
Hier ein paar Dinge, die ich mochte:


Das Kunstwerk der aus Kairo stammenden Künstlerin Anna Boghiguian mit dem Titel Unfinished Symphony.
In sehr vielen ausdrucksstarken Bildern präsentiert sie eine Art Tagebuch, welches auf viele globale Ereignisse kritisch Bezug nimmt. Eine Installation ist auch mit dabei. Hier mag ich übrigens auch die Lichtgestaltung sehr gerne.


Wenn man diese Frau mal googlet, gewinnt man den Eindruck, dass sie ein überaus cooler Mensch zu sein scheint.


Sehr, sehr gerne mag ich auch das Projekt des Künstlers Garcia Torres, der sich in Kabul auf die Suche nach einem früheren Hotel gemacht hat, welches Alighiero Boetti, ebenfalls Künstler, Anfang der Siebziger dort erbaut hat. Torres hat das Gebäude wieder hergerichtet, was genau er damit beabsichtigt hat, kann man hier noch einmal sehr schön nachlesen.
Weil das Hotel One logischerweise in Afghanistan steht, ist in Kassel nicht allzu viel von dem Projekt zu sehen, sehr nett findet ich aber die Briefe des Künstlers, in welchen er über seinen Forschungsprozess berichtet, der sich manchmal offensichtlich etwas frustrierend gestaltete.


Ein weiteres nettes Projekt ist die Arbeit von Ida Applebroog, die in einem Raum Gedanken, Skizzen und andere Dinge aus ihren persönlichen Notizbüchern veröffentlicht. Der Besucher wird dazu aufgefordert, sich aus den hunderten Kartons im Zimmer ein paar der Notizen mitzunehmen, alles ist öffentlich, eine Art reales Facebook.


Von Ida hab ich im Übrigen auch den Titel dieses Posts geklaut - mit Sandwich-Schildern wie diesem liefen in der Ausstellungswoche Menschen durch Kassel.


Nachdem wir das Fridericianum verlassen hatten, sind wir ein wenig durch die Karlsaue gewandert. Die dortigen Pavillons haben mir sehr viel besser gefallen als das zuvor Gesehene.
Vermutlich von der Frischluft beflügelt, haben wir uns dazu überreden lassen, beim so genannten Threeing mitzumachen, welches Paul Ryans in den Siebzigern entwickelt hat. Es handelt sich dabei um eine Methode, eine "nachhaltige Beziehung zu Mitmenschen aufzubauen". Ich kann von mir behaupten, dass ich ohne jeglichen Sinn für Spirtualität, In-Sich-Gehen und Standbilder mit mehreren Menschen ausgestattet bin. Beim Yoga beispielsweise lache ich mich gerne tot oder leide an Atemproblemen. Auch Threeing ist somit nichts für mich. Ich muss meine nachhaltigen Beziehungen zu meinen Mitmenschen wohl irgendwie anders gestalten.


Für den besten Pavillon halte ich die Jagdhütte von Fiona Hall, in der Tiere an der Wand hängen, die auf der Roten Liste stehen.


Es ist keine angenehme Atmosphäre, die in diesem Pavillon geschaffen wird, aber gerade das macht den Reiz dieses Kunstwerkes aus: Es mahnt, kritisiert und ruft zur größeren Achtsamkeit mit unserer Umwelt auf.


Das Revolutions-Insekt wird mich wohl noch einige Nächte verfolgen.

Zuletzt haben wir die documenta-Halle besucht, die für mich einen gelungenen Abschluss unserer kleinen Kunsttour darstellte, denn hier gab es endlich auch Gemälde zu bestaunen, darunter sehr viele des Künstlers Gustav Metzger,in dessen Bildern mir vor allem die Farbverläufe sehr gut gefallen haben. Da sich seine Kunstwerke unter Glastischen befanden, darf man nun auch ein paar Lampen und ein etwas blässliches Abbild meinerseits bewundern. Ich habe also Kunstwerk, Raum und Betrachter in einem Bild vereint (...).



Ein sehr raumfüllendes Projekt ist das Kunsttagebuch von Yan Lei, der insgesamt 360 Bilder gemalt hat. Jeden Tag wird eines der Bilder mit komplett gelber Farbe übermalt.
Diese Idee von zeitlich begrenzter Kunst finde ich sehr interessant, vielleicht sehe ich mir den Raum noch einmal am Ende der Ausstellungszeit an.




An dieser Stelle würde ich gerne noch ein wenig Promotion für die Ausstellung "Made in Germany Zwei" in Hannover betreiben, von der ich mir vergangene Woche einen Teil angesehen habe. Im  Künstlerhaus direkt hinter der Oper kann man sich eine "große Überblicksschau zur internationalen, zeitgenössischen Kunstszene in Deutschland" ansehen.
Leider war der Akku meines Handys leer, sodass ich keine Bilder machen konnte, ich war aber durchaus sehr begeistert von den ausgestellten Kunstwerken.

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Das obere Bild zeigt die Installation Durchbruch durch Schwäche von Alicja Kwade. Die verschiedenen Uhrgewichte verdeutlichen ihr Verständnis von "Zeitlichkeit".
Ich persönlich konnte mich sehr gut in ihre Idee verschiedener Zeitverläufe hineinversetzen, die mal zu fließen, mal stillzustehen scheinen - schön.

31. Mai 2012

Ein bisschen was Ruhiges

In meiner Wahlheimat Göttingen gibt es einen feinen Club, der sich Das Pools nennt und der gerne Künstler aus aller Welt einlädt, auf dass sie ein wenig von ihrer Musik präsentieren mögen.
Im Sommer ist das immer ganz besonders schön, denn dann kann man sich seine Freunde schnappen und draußen im Innenhof in Hollywood-Schaukeln oder Strandkörben dem lauschen, was da gespielt wird.

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Neulich waren Rue Royale zu Gast, eine Band bestehend aus dem Ehepaar Ruth und Brookln Dekker (nein, es fehlt kein Buchstabe im Namen des männlichen Parts), die ganz wunderbare Lieder machen, so wunderbar, dass meine Wohngemeinschaft nun um eine Platte reicher ist.
Wer Musik von Joshua Radin oder Angus & Julia Stone mag, dürfte bei Rue Royale aus dem Entzücken nicht mehr herauskommen.
Ansonsten sind die Songs sehr geeignet für laue Sommernächte, in denen man sich etwas melancholisch fühlt und seine Stimmung musikalisch untermalen möchte.
Ich habe gleich mal ein kleines Video produziert, leider saß ich etwas ungünstig, weshalb man außer Rue Royale auch noch ein paar Frisuren betrachten kann. Der Rest des Publikums fand die beiden auch sehr sympathisch, als Beweis habe ich ein wenig Applaus dokumentiert.



Das allerschönste Lied ist meiner Meinung nach "Tell me when you go", weshalb man es sich hier nun noch einmal in voller Länge anhören kann.


11. Mai 2012

Sommervorbereitung

Für den gelungenen Sommertag benötige ich hauptsächlich situationsadäquate Musik.
Und schöne Dinge zum Angucken, etwa die Bilder der Fotografin Lina Scheynius, die gerade auch wöchentlich im ZEITmagazin zu sehen sind.
Besonders gut gefällt mit ihre Serie 'personal - red', die man hier nun gemeinsam mit feinen Klängen bewundern kann.


 Sonnenaufgang - Explosions in the Sky - Magic Hours





 Losradeln - Grouplove - Tongue Tied




Sommerregen - Dillon - Thirteen Thirtyfive




Sonnenuntergang - Balkan Beat Box - Dancing with the Moon




23. April 2012

Ohne Worte.

Jenke von Wilmsdorff ist ein harter Bursche.
Mehr oder weniger unterhaltsam stellt er sich im RTL-Magazin Extra regelmäßig für das Jenke-Experiment zur Verfügung und erlebt dabei als "Müllmann", "Wäscher" oder auch als "Alleinerziehende Mutter" viele verrückte Dinge. So musste Jenke beispielsweise die Erfahrung machen, dass man als alleinerziehende Mutter mitunter ganz schön früh aufstehen muss. Das ist natürlich echt crazy und ein Charakteristikum, welches nur wenige Menschen mit der alleinerziehenden Mutter teilen.
Ein wenig überwältigt von gefühlten hundert Klischees pro Minute und gleichzeitig durchaus amüsiert, durfte ich miterleben, wie Jenke sich Woche für Woche unerschrocken den Härten des Lebens stellte und dabei den Zuschauern vor den Fernsehern eindrucksvoll die Realität erklärte.

Sein neueste Abenteuer führte Jenke nach Tansania, dort leben nämlich die Massai, eine afrikanische Volksgruppe, die Jenke anscheinend spannend findet und über die auch mal ein Spielfilm gedreht wurde, der sich da Die weiße Massai nennt. Vermutlich hat Jenke dieser Film gut gefallen, denn seine Reportage trägt den innovativen Namen Der weiße Massai. Jenke dreht in Tansania aber keinen Spielfilm, nein, Jenke möchte zeigen, wie es wirklich zugeht im Dorf der Massai, einem Ort  fernab von jeglicher moderner Zivilisation. Und weil Jenke in seiner Rolle als neue Corinne Hofmann laut eigener Aussage nicht nur bei sondern auch mit den Massai leben möchte, zieht er als erstes los und kauft sich Sandalen, die aus alten Gummireifen hergestellt werden. Die tragen nämlich alle Massai und sonst gar niemand.

Der Massai, welcher sich Jenke animmt, heißt Thomas und trägt zumindest in der Einstellung, in der man seine Füße sehen kann, keine Gummireifensandalen. Dafür will er aber demnächst seine zweite Frau heiraten. Polygynie, das findet Jenke natürlich verwerflich.
Zunächst einmal muss er sich aber von dem Schock erholen, dass das Auto, welches ihn zum Dorf transportieren sollte, mitten in der Nacht plötzlich einen Platten hat. Der Fahrer will bis zum Morgengrauen warten, bevor es weitergeht, aber Jenke hat kurz zuvor erfahren, dass ausgerechnet in dieser Gegend in der Vergangenheit schon einmal Weiße angegriffen wurden, weshalb die Reisegruppe den restlichen Weg wagemutig zu Fuß antritt.
Dann bietet Thomas Jenke seine Frau als Gastgeschenk für die erste Nacht an. 
Diese Geste findet nicht nur Jenke fragwürdig.
Jenke hält sie aber außerdem auch für ganz schön unzivilisiert.
Das sagt er aber nicht, sondern schweigt und überlässt dem Fernsehzuschauer diese Erkenntnis. 

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Überhaupt findet er, dass die Massai anders leben als wir, das ist natürlich wieder einmal ziemlich verrückt. Die Beschreibung "anders" scheint Jenke aber nicht aussagekräftig genug, deswegen fügt er kurzerhand noch ein "erschreckend" hinzu. Die Massai leben also erschreckend anders als wir.
Besonders erschreckend findet Jenke offensichtlich, dass sie nur einmal in der Woche duschen und sich sonst morgens nur kurz waschen, das erzählt er zumindest direkt nach dem Aufstehen.
Jenke muss übrigens schon wieder früh raus, die Massai und die alleinerziehende Mutter scheinen sich ähnlicher zu sein, als man annehmen würde.
Dann filmt der Kameramann eine besonders schöne Einstellung, nämlich Schwarze Kinder mit Fliegen in den Augen, die laut Jenke alle schmutzige Kleidchen anhaben und die Fliegen traurigerweise nicht einmal mehr bemerken.

Im Laufe des Tages muss Jenke feststellen, dass bei den Massai eigentlich nur die Frauen arbeiten.
Das ist in der Tat nicht schön.
Jenke genügt aber nicht die Erkenntnis, sondern er betrachtet es als seine Pflicht, den Massai-Männern mal zu zeigen, was man in unserer Zivilisation eigentlich unter Gleichberechtigung versteht. Deswegen geht Jenke mit den Frauen Wasser holen und merkt an, dass ja vielleicht einige der Männer dann seinem vorbildlichen Beispiel folgen. Macht aber leider keiner, typisch. An der Wasserstelle hält Jenke mit den Frauen ein kurzes Pläuschchen über Beziehungen und Ehe und wird nicht müde zu fragen, ob denn überhaupt jemals Liebe im Spiel sei. Wenig später muss er resigniert feststellen, dass das Hauptmotiv einer Eheschließung bei den Massai wohl hauptsächlich die Erlangung von Wohlstand sei. Das ist natürlich sehr unromantisch.
Jenke redet auch noch einmal mit Thomas über dieses Thema, welches ihn sehr zu beschäftigen scheint, doch auch diese Diskussion endet für Jenke mit der Erkenntnis, dass er Thomas zwar verstehen, seine Einstellung aber nicht nachvollziehen könne. Das sagt Jenke mit einer sehr belegten Stimme. Es ist aber auch alles so erschreckend anders bei den Massai.

Im nächsten Teil der Reihe möchte Jenke dann herausfinden, was die Massai wohl so von seinem coolen Macbook halten. Das packt er nämlich aus, damit sich alle mal den zivilisierten Film von der weißen Massai ansehen können. Dem Himmel sei Dank.

Übrigens: Auf der Seite von RTL-Extra steht wortwörtlich: "Massai-Männer sind sehr dunkelhäutig, auffallend groß, schlank und ebenmäßig schön."
Das kann einen schon sehr nachdenklich stimmen.

27. März 2012

Wen ich mag.


Ellie Goulding - Only Girl

Und das Lied nun auch.



 

23. März 2012

Hannah im Libanon

Als Studentin der Arabistik finde ich Länder, in denen Arabisch gesprochen wird, ziemlich gut - nicht zuletzt, weil ich mich gerne mit Menschen unterhalte und einen kleinen Besuch in einem solchen Land deshalb als prima Möglichkeit erachte, meine unglaublich ausgepägten Arabisch-Skills zu erweitern.
Ich habe übrigens an der Uni einen Dialekt-Kurs belegt, in dem ich lernte, wie die Ägypter sich unterhalten. Mein Dozent ist auch einer und hält sein Heimatland für die überaus schillernde Krone der Schöpfung. Im Sommer werde ich nach Ägypten reisen und das überprüfen. Zuerst habe ich mir aber mit ein paar Freundinnen den Libanon angeschaut und bin ganz entzückt.
Leider finden die Leuten dort den ägyptischen Dialekt eher witzig. Außerdem gibt es im Arabischen drei Sorten des Buchstaben 'H'. Die genaue Aussprache ist hier ganz besonders wichtig, sonst fragt man nämlich statt nach der Toilette nach dem Geschlechtsteil eines Kindes. Zum Glück sind die Libanesen sehr geduldige und verständnisvolle Menschen.




Die Eltern einer Kommilitonin haben eine Wohnung ein Beirut, in der wir übernachten konnten. Beirut ist eine schöne Stadt, in der die Gegensätze zwischen arm und reich extrem sind. Wir haben im schiitischen Viertel gelebt, welches noch deutlich vom 2006-Krieg gezeichnet ist, aber trotzdem vor Leben nur so sprüht.
Das Wahrzeichen der Stadt ist der Rouche-Fels, den man oben sehen kann. Der Mülleimer neben mir ist übrigens ein äußerst seltenes Exemplar und hat deshalb auf dem Foto seine Berechtigung. Fragt man nach einem solchen wird man mit einem abfälligen Blick gestraft, für so etwas ist der Boden da. Für den Wortwitz klopfe ich mir an dieser Stelle fest auf die Schulter. 


Blick vom Balkon. Einer den Jugen hat beim Fußballspielen die ganze Zeit einen Schuh verloren, es war sehr amüsant. Beirut ist eine Autostadt, in der man besser nicht zu Fuß geht. Als wir es einmal versucht haben, sind wir alle drei Meter von besorgten Taxifahrern gefragt worden, ob wir das ernst meinen.
Es ist übrigens auch ganz normal, bei der Sichtung eines Staus zu wenden und die Autobahnauffahrt wieder zurückzufahren. Ja, da kommen einem dann andere Autos sehr schnell entgegen. Ja, ich sah mein Leben an mir vorbeiziehen. Ja, ich liebe die Straßenverkehrsordnung heimlich. Selbstverständlich gibt es keinen TÜV. Deswegen kann man zwar leicht rostige aber durchaus schöne Autos bestaunen, die in etwa so alt sein dürften wie meine Oma. Und weil alte Autos aus Deutschland in den Libanon exportiert werden, sah ich auf einmal ein Bäckereiauto aus dem Hunsrück neben mir. Crazy World.

Das ist die beste Saftbar in ganz Beirut. Am liebsten mochte ich Erdbeere mit Banane oder Mango. Hardcore-Menschen lassen sich einen Avocado-Brei mischen. Ansonsten trinkt man natürlich Tee. Der Kaffee ist extrem stark und macht es schwer, ein höfliches Gast-Gesicht zu wahren.


Das Essen finde ich persönlich sehr gut, was auch daran liegen könnte, dass ich Knoblauch und Olivenöl liebe. Labneh und Ful kann man sich sehr einfach selber machen, letzteres geht nach Aussage meiner Kommilitonin so:

Ful
Saubohnen aus der Dose kurz aufkochen
Mit viel Olivenöl und 3 (ich finde mehr) Knoblauchzehen, 
Salz und Zitronensaft zerdrücken und mit diesem
dünnen Fladenbrot essen, das gibt es auch hier zu kaufen.

Wenn man das Ganze statt mit Saubohnen mit Kichererbsen macht und
sehr fein püriert, bekommt man übrigens Hummus.
Yäm Yäm.

Das Nationalessen ist Falafel. Zwei Falafel machen in etwa so satt wie zehn Dönertaschen. Gut, dass wir alle Iberogast dabei hatten. Nach dem Essen trinkt man natürlich keinen Verdauuungsschnaps, sondern raucht eine Verdauungsschischa. Die kann man sich auch liefern lassen, für etwas mehr als einen Euro - am nächsten Tag wird sie wieder abgeholt. Es rauchen übrigens alle. Überall. Beirut riecht abends nach Wasserpfeife. Musste natürlich auch eine erwerben.



Auch vor der großen Moschee im sehr westlichen und sehr reichen Viertel Downtown ließ ich es mir nicht nehmen, meine Vielfalt an schönen Gesichtsausdrücken zu präsentieren. Forever alone.


Allzu große Angst vor Waffen sollte man im Libanon nicht haben. Die Sicherheitsvorkehrungen sind der streng und das Militär ist allgegenwärtig. Wie hier vor einem Regierungsgebäude im Downtown-Viertel.


Und dann haben wir den Süden besucht. Der Konflikt mit Israel ist dort deutlich zu spüren, um überhaupt als Europäer problemlos ins Grenzgebiet zu kommen, haben wir entsprechende Papiere benötigt. Ich empfand diesen Teil der Reise als besonders spannend, zuweilen aber auch als bedrückend. Mit den zerstörten Häusern vor Augen und den Geschichten der Menschen im Kopf, die aufgrund israelischer Besetzung nicht in ihre Heimatdörfer reisen konnten, fällt es schwer, nicht wütend zu werden.
Hisbollah-Fahnen an jeder Straßenecke, öffentliche Lobpreisungen von Märtyrern sowie Denkmäler, welche die Zerstörung Israels propagieren, sind aber irgendwie auch nicht besser.


Übrigens sind die Menschen fleißig mit dem Wiederaufbau beschäftigt. Besonders im Trend sind protzige Villenbauten, für die aber meistens das Geld nicht reicht, sodass die Landschaft einen Flair von Improvisation aufweist.


In diesem Haus mit Traumaussicht haben wir übernachtet. Das Bergmassiv, welches man im Hintergrund sieht, gehört bereits zu Israel. Nachts heulen Werwölfe. Schlaf wird meiner Meinung nach überbewertet.



Ein wenig Streetart haben wir auch gefunden. Das Studentenviertel Hamrah ist wie Downtown eher westlich geprägt, logischweise auch die American University of Beirut, die wir uns angeschaut haben. Aus lauter Neid habe ich es versäumt, ein Foto zu machen. Für den Meerblick vom Sportplatz aus muss man allerdings auch 30.000 Dollar im Semester hinblättern. Göttingen ist im Ranking eh weiter oben. Pfüh.


Blick über Beirut. An diesem Tag sind wir mit einer Seilbahn gefahren, die übrigens mitten durch ein Wohngebiet führt. Das war lustig.


Der Libanon importiert ziemlich viel, so auch leckere türkische Süßigkeiten. An dieser Stelle ein wenig Werbung für Adicto. Das gibt es auch hier. KAUFT ES. Es ist flüssige Glasur dabei. 


Wir machen übrigens die Werbeplakate nach. Sonst gucken wir nie so.


Zum Zeitvertreib haben wir die heitersten Spiele gespielt. Ich war übrigens der Grinch.

1. März 2012

Kulinarische Erkenntnisse

Weil ich Essen so sehr liebe, muss ich dann und wann darüber posten. Ich liebe Essen übrigens mehr als Schlaf. Menschen, die länger schlafen und dann ohne Frühstück klar kommen, sind mir unheimlich. Oder Menschen, denen um sechs Uhr abends einfällt, dass sie den ganzen Tag seltsamerweise noch nichts gegessen haben. Das könnte mir nie passieren. Mit jeder nahrungslosen Stunde sinkt meine Laune, bis sie schließlich Tiefen erreicht, die mich zu einem äußerst unsozialen Wesen werden lassen, das sich zu diesem Zeitpunkt lieber alleine in einem abgeschlossenen Raum aufhalten sollte.
Menschen, die Spaziergänge/Wanderungen/Tagesausflüge mit mir erleben durften, auf denen man leider kein Café/keine Alm/kein Restaurant finden konnte, dürften sich erinnern. Ich denke also recht häufig ans Essen. Hier ein paar meiner neuesten Erkenntnisse.
 
Erkenntnis 1: Freund hat keinen Sinn für Schönheit. Was er Hundestuhl nennt, nenne ich ein Chili-Schoko-Sahne-Frosting. Zumindest in diesem Fall.




Erkenntnis 2: Ich entdecke immer wieder Dinge, die niemals essen möchte.


Erkenntnis 3: Ich schimpfte zu Unrecht über meine angeblich rückständige Wahlheimat. Göttinger Getränkeläden sind voll hip!

 

Erkenntnis 4: So eine Ugli ist ihr Geld auch nicht wirklich wert.

18. Februar 2012

Wider die tierische Heiterkeit

Es gibt Momente in meinem Leben, in denen wäre ich lieber nicht das Kind meiner Eltern. Vorrangig sind das Momente, die irgendetwas mit der Sonnenbrille meines Vaters zu tun haben, die hat nämlich gelbe Gläser. Mein Vater findet sie wunderschön, ich möchte sie häufig zerstören.
Was meine Mutter anbelangt, so grusele ich mich hauptsächlich vor ihrer Herkunft. Da wo meine Mutter herkommt, feiert man nämlich Karneval. Da wo ich herkomme, feiert niemand Karneval. In meiner Heimatstadt werden Menschen, die an Rosenmontag verkleidet sind, von anderen Menschen mit sehr hochgezogenen Augenbrauen angeschaut. Das missfiel meiner Mutter.
Zu allem Übel hatte sie nämlich mehrere Jahre ihres Lebens in Köln verbracht und dort ein völlig falsches Bild von den Bedürfnissen, die Menschen im Februar haben, entwickelt.
Meine Mutter sorgte sich um die Bewohner meiner Heimatstadt, die um diese Jahreszeit so gar nicht fröhlich und jeck sein wollten, sondern lieber in grauen Winterjacken griesgrämig durch den Schneematsch stapften. Meine Mutter befand, dass diese Leute bestimmt noch nicht einmal im Keller lachen. Das musste sich ändern.
Deshalb machte sich meine Mutter auf, einen Karneval in meiner Heimatstadt zu organisieren. Sie fand tatsächlich einige Gleichgesinnte, die ebenfalls jahrelang still unter Karnevalslosigkeit gelitten hatten und die gewillt waren, diesen Zustand zu ändern.
Ich drückte mich jahrelang vor einem Besuch der Veranstaltung. Ich halte Karneval nämlich für eine Erfindung, die hauptsächlich noch fortbesteht, damit sich alle in der Öffentlichkeit mal so richtig daneben benehmen können. Dagegen habe ich prinzipiell nichts. Was mir den Karneval aber grundsätzlich zuwider macht, sind die zahlreichen unangenehmen Nebeneffekte, die man ertragen muss.
Mein persönlicher Horror sind Tanzgarden. Früher fand ich Funkenmariechen spitze. Meine Mutter hatte mich einmal sogar in eines dieser rot-weißen Kostüme gesteckt. Ja, auch die Perücke hatte ich auf. Auch den Hut. Mittlerweile halte ich Funkenmariechen für eine äußerst peinliche Erfindung. Stundenlanges Marschieren, bei man ein paar Bonbons in die Menge schmeißt und ansonsten vor allem gut aussieht, halte ich für kein Talent, das man der Öffentlichkeit präsentieren muss. Schon gar nicht, wenn einem dabei Horden betrunkener Menschen zuschauen, unter denen sich auch solche befinden, die hauptsächlich da sind, weil sie Mädchen in kurzen Röcken sehen wollen. Überhaupt ist der Karneval eine prima Gelegenheit, um sich über Klischees aufzuregen. Von Frauen wird an Karneval beispielsweise vorrangig erwartet, dass sie sich als wilde Katze mit verwuschelten Haaren oder als verruchter Vamp verkleiden. Oder als Polizistin mit Handschellen. Oder als Krankenschwester. Geschlechtsneutrale Kostüme sind meistens irgendwie uncool. 

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Deswegen verkleiden sich Männer als Fußballer. Oder als Römer. Oder, besonders originell, als der Joker aus Batman, dafür gibt es nämlich ein Schmink-Tutorial im Internet.
Besucht man als Erwachsener selbst keine Faschingsveranstaltung, so werden doch zumindest meist die Kinder dazu verdonnert, diese Aufgabe wahrzunehmen. Nach dem Besuch eines Kinderfaschings hat man meist sehr genaue Vorstellungen davon, wie die persönliche Vorhölle so aussehen könnte. Kinder verstehen nämlich häufig nicht, dass sie eigentlich nur verkleidet sind. Kinder leben ihr Kostüm.
Deswegen kaufen sie sich für ihre Cowboypistole auch einen extra großen Vorrat an extrem lauter Munition.
Deswegen kratzen einen dicke Mädchen im pinken Katzenkostüm auch ein wenig zu fest, wenn man ihnen versehentlich auf den Puschelschwanz tritt.
Deswegen rennt ein Junge, den seine verstörten Eltern als Soldat verkleidet haben, wie ein Wahnsinniger durch den Raum und droht, alle niederzuschießen.
Deswegen schlagen sich die Ökokinder, die sich wieder nur als Jutekutten-Ritter mit Holzschwert verkleiden durften, auch eher nicht im Spiel.
Deswegen kommt auch gerne mal der Krankenwagen vorbei.
Außer, dass sie mir ein wenig suspekt sind, habe ich nichts gegen Menschen, die Karneval feiern. Ich könnte noch nicht einmal von mir behaupten, nicht selbst schon als wilde Katze mit Wuschelhaaren am Straßenrand ein Tanzgarden-Bonbon gelutscht zu haben. Ich empfinde ein wenig Bewunderung für all die Faschingsgruppen, die das ganze Jahr an einem Auftritt feilen und ihn dann auch ziemlich perfekt abliefern.
Das Problem, welches ich mit Karneval habe, ist, dass ich die Menschen hinter den Kostümen nicht so einfach vergessen kann. Ein Politiker wird mir nicht automatisch sympathischer, weil er an Karneval über einen schlechten Witz auf seine Kosten lacht. Ich finde den stumpfen Kommilitonen nicht auf einmal attraktiv, weil er sich eine Pilotenuniform angezogen hat. Ich weiß, dass die meisten Jecken unter ihrer Clownsnase den Rest des Jahres das Prinzip der Humorlosigkeit verkörpern. Das stört mich.
Ich fände es viel besser, wenn sich in unserer Gesellschaft das ungezwungene Fröhlichsein nicht immer auf penibel abgesteckte Zeiträume beschränken würde. Auf Knopfdruck heiter sein zu müssen, empfinde ich als unangenehm. Deshalb stapfe ich auch weiterhin im Februar lieber durch den Schneematsch.

15. Februar 2012

Für immer 2:36.


Für immer Paul.

9. Februar 2012

Und diese Brille!

Seit vergangenem Donnerstag gibt es in den Lichtspielhäusern der Nation eine wahrhaft schöne Brille zu bestaunen. Da man für deren Betrachtung ruhig auch ein wenig Geld ausgeben kann, sollte man sich einen weiteren Cineasten schnappen und mit diesem sehr zügig in Dame, König, Ass, Spion gehen. Einen solch wunderbaren Film habe ich nämlich schon sehr lange nicht mehr gesehen. 
Ich persönlich wusste bereits nach meinem letzten Kinobesuch, dass das Beste an "Ziemlich beste Freunde" allerhöchstens der im Vorhinein gezeigte Trailer zu Herrn Alfredsons Meisterwerk war und zu dieser Erkenntnis reichte mir bereits der Blick auf Gary Oldmans Sehhilfe.


Ich mag an diesem Film, was ich auch an der Serie Mad Man so liebe: Jemand hat sich sehr lange Gedanken darüber gemacht, wie man die Handlung am besten in Szene setzen könnte. Das stete Schummerlicht, die bis ins kleinste Detail durchdachte Requisite, die Filmmusik. Da es dann und wann vorkommt, dass in Dame, König, Ass, Spion über einen längeren Zeitraum niemand spricht, kann man sich durchaus im Kinosessel zurücklehnen und den Film einfach ein bisschen schön finden.
Die Geschichte entwickelt sich bedrohlich langsam, dennoch muss man aufmerksam zuhören, wenn man die von Intrigen und Illoyalität durchzogene Handlung verstehen will, das ist mir an Filmen generell sympathisch.

Am Schluss werfe ich nun noch einen Namen in den Raum, der auch den letzten Zweifler davon überzeugen sollte, sich Carrés verfilmten Agenten-Klassiker anzusehen: Colin Firth.
Damit wäre dann auch alles gesagt.

Das letzte Lied des Filmes ist übrigens dieses hier. Es passt einfach wie die Brille auf Oldmans Nase. 

Julio Igelsias - La Mer

1. Februar 2012

Wenn ich ein Boot hätte.

Wenn ich ein Boot hätte, dann würde ich jetzt wahrscheinlich genau dasselbe tun, das ich gerade auch als Nicht-Bootsbesitzerin tue, nämlich mich mit marxscher Krisentheorie und den Varieties of Capitalism beschäftigen. Und vielen anderen spaßigen Dingen, die nichts mit Bloggen zu tun haben.
Weil ich ja aber zumindest ab und zu mal erzählen möchte, was ich so tue, hier nun eben davon ein Bild.


Ja, ich schreibe beim Lernen meinen Spiegel voll. Ich fühle mich dann wie jemand von CSI oder zumindest vom Tatort, die schreiben ihre Indizien auch immer auf solche Dinge.
Und um nun noch dem sonst recht sinnfreien Titel dieses Posts gerecht zu werden, hier noch ein schönes Lied, welches den Namen Wenn ich ein Boot hätte trägt und mich ein wenig träumen lässt, dass ich mich dann vielleicht doch nicht mit Onkel Marx beschäftigen würde.


James Vincent McMorrow - If I had a Boat

21. Januar 2012

Goldig.

Ich habe eine neues Bildbearbeitungsprogramm für mein smartes Mobiltelefon gefunden.
Nach einigem Herumprobieren musste ich jedoch feststellen, dass mein Instagram-Neid dadurch nicht wirklich gelindert werden kann.Weil es nämlich eigentlich nur einen netten Effekt gibt, der die Bilder angeblich goldfarben erscheinen lassen soll.
Funktioniert meiner Meinung nach nur so halbgut, aber dennoch wird der folgende Post mal als goldig verkauft.

Ich befand, dass es nun mal wieder an der Zeit sei, der Öffentlichkeit ein Mützen-Män-Rezept zugänglich zu machen, welches wie immer vor Präzision und Aussagekraft strotzt und wie immer auch einen fantastischen Namen trägt.
Und natürlich schmeckt es auch ganz hervorragend!








Ein Foto vom Endergebnis muss an dieser Stelle leider fehlen. Um Einheitlichkeit zu bewahren, berarbeitete ich auch das finale Foto mit dem Goldeffekt und heraus kam das Bildnis eines schleimigen, höchst unappetitlichen Salates mit Morcheln und Matsch. Das hätte also alles versaut.