30. August 2011

Mangels eines richtigen Sommertages

Crystal Fighters - Plage



"Nein, jetzt regnet es nicht. Die Sonne scheint so
warm, von den Wicken im Beet weht der süßeste
Duft herüber, die Hummeln surren über das Gras
und sacht und still fließt der Fluss an Birkenlund
vorüber. Man spürt am ganzen Leib, dass es Som-
mer ist, denkt Madita und planscht mit den Füßen
im lauwarmen Wasser."
Astrid Lindgren - Madita

29. August 2011

Taten und Musik für Freunde der Melancholie

Haare kürzen lassen. Friseur-Besuche find ich doof.


Kunst angeguckt. "Blaue Stunde" von M. Knüpfer.


Fanpost geöffnet. Oder auch die einer mega witzigen "Schicken Sie uns Ihr liebstes
Volkslied" - Aktion. Hoch auf dem Gelben Wagen ist ganz vorne dabei.



Über Rückkehr des Mützen-Män gefreut.


Was Gesundes gegessen.

Den gestrigen Abend für gut befunden. Ein Video gibt's hier.
Und das waren auch zwei ganz nett anscheinende Menschen, die
bald Stylo-Stoffbeutel machen und Stoffbeutel sind die neuen Longchamps.




Für Freunde der Melancholie weise ich an dieser Stelle auf meinen Lieblingsmenschen in Sachen sehr ruhiger Musik hin, der wunderbare Bon Iver hat nämlich im Juni sein neues, sehr empfehlenswertes Album Bon Iver veröffentlicht und Towers ist ein gar feines Lied davon. Im Übrigen ist mir aufgefallen, dass Männer, die gute traurige Musik machen, eigentlich unbedingt einen Bart haben sollten, in etwa wie William Fitzsimmons.

via madsteglers

Bon Ivers - Towers

28. August 2011

Weshalb ich ein kleiner Spießer bin

Virginia Jetzt! - Von guten Eltern



Tief im Innern bin ich unfreiwillig ein Spießer. Ich versuche meist mit relativ großem Erfolg, diese Seite von mir zu verheimlichen, denn kein Mensch will ein Spießer sein, auch das doofe Kind aus der Bausparkassen-Werbung will das in Wahrheit nicht, schließlich ist ein Bausparer eigentlich kein Spießer, sondern bloß ein halbwegs kluger Mensch, der an seine Zukunft denkt.
Ein Spießer zu sein ist also unglaublich anstregend, denn man muss es dem eigenen Sozialleben zuliebe ständig unterdrücken oder ins Gegenteil verkehren. "Es ist aus Protest gegen mein inneres Spießertum", erkläre ich also feierlich meiner Wohngemeinschaft, wenn ich das Bad nicht putze, nur um im nächsten Moment heimlich die Obstschale auf dem Küchentisch parallel zur Teebox auszurichten.

Gerne bilde ich mir ein, dass ich nicht freiwillig zum Spießer geworden bin. In Wahrheit sind an diesem verkorsten Teil meiner Persönlichkeit nämlich meine Eltern schuld, denn kein Kind möchte später einmal so werden wie seine Eltern. Ich wage zu behaupten, dass dies eine Erkenntnis ist, die eventuell bereits den Fötus im Mutterleib ereilt, wenn er das erste Mal mitbekommt, wie Papa sich vor den Bauch von Mama kniet und peinliche Dinge flüstert.  "Gott, wie peinlich", denkt sich der Fötus und fasst den Entschluss, später einmal ganz anders zu sein. Weiter wage ich zu behaupten, dass es dabei egal ist, was für Dinge Papa flüstert, denn der Fötus übt sich ganz einfach in Totalverweigerung.
An dieser Stelle kann man Glück oder Pech mit seinen Eltern haben. Wenn man ein glücklicher Fötus ist, dann hat man Eltern, die so richtige Spießer sind. "Mein Sohn, später übernimmst du einmal den Betrieb", flüstert der Spießer-Papa seinem Kind entgegen. "Gott, wie peinlich", denkt sich der Fötus der Spießer-Eltern und kann sich auf ein Leben als ewiger Rebell freuen, der später sicherlich niemals als Spießer bezeichnet werden wird und sich auch innerlich nicht selbst zügeln muss.

Ich hingegen war ein eher unglücklicher Fötus, denn meine Eltern sind leider keine Spießer. Ich stelle mir meinen Vater vor, der sich in einer Jeans mit Leoparden-Muster vor den Bauch meiner Mutter kniet, die sich zum Ärger ihrer erzkatholischen Eltern von sämtlichen gutbürgerlichen Konventionen abgewandt und stattdessen mit 18 lieber eine Kneipe in Köln aufgemacht hat. "Aus dir wird mal ein kritischer und selbstbestimmter Mensch, der nicht alles so macht, wie die breite Masse!", flüstert mein Papa dann. Die Falle schnappt zu, Fötus-Hannah denkt sich "Gott, wie peinlich" und wird zum kleinen Spießer.

Die offensichtliche Totalverweigerung. Via weheartit

"Ich will Club-Urlaub auf Mallorca machen!", brüllt die verwirrte Grundschul-Hannah ihren Eltern entgegen, die es viel besser finden, in den Ferien auf Berge zu steigen und auf zugigen Almhütten zu übernachten.
Meine Eltern sind entsetzt von dem, was ihre Erziehung bisher produziert hat, ahnen sich doch nicht, dass ich in Wahrheit noch immer den ungeschriebenen Fötus-Index der Totalverweigerung befolge.
"Ihr seid mega peinlich!", motzt die verwirrte Teenager-Hannah, wenn sie mit ihren unkonventionellen Eltern zum Schulfest gehen muss und fragt ihren Vater anklagend, weshalb er nicht einmal im Leben Jeans mit Jacket tragen kann, so, wie das alle anderen Väter auch machen. "Man muss nicht immer alles so machen, wie die anderen" steht lange Zeit auf meiner Liste der schlechtesten Elternsprüche ganz weit oben.

Heute bin ich der Ansicht, dass jeder Mensch irgendwann in seinem Leben zu der Erkenntnis gelangen sollte, wie unglaublich lächerlich es ist, sich von seinem inneren Fötus fremdbestimmen zu lassen. Ich bin mir nicht ganz sicher, wann meine Erleuchtung eingetreten ist, vermute aber, dass es ein schleichender Prozess war. "Gott, wie peinlich", dachte ich mit einem Mal, wenn ich Spießer-Väter anderer Leute sah, die in Jacket und Jeans über die "Auslänner" redeten, die frecherweise ins Nachbarhaus gezogen waren.
"Gott, wie peinlich", war mein Gedanke, wenn ich Spießer-Mütter über die Lieblingsgerichte ihrer Ehemänner sprechen hörte oder über deren Macken, "aber ich kann es ihm einfach nicht übel nehmen, hihihi."

Eines Morgens wachte ich also auf und wusste, dass ich eigentlich schon ein bisschen so werden möchte, wie meine Eltern. Diese Einsicht schockte mich, denn schließlich hatte ich viele Jahre meines Lebens nach einem anderen Credo gestaltet. Ich muss zur Verteidigung meines Fötus-Ich hinzufügen, dass ich nicht vorhabe, auf dem Schulfest meiner Kinder eine Leopardenhose zu tragen. Auch werde ich ihnen eventuell peinliche neonorangene aber bestimmt biologisch abbaubare und so unglaublich praktische Regencapes ersparen, die ich in der Grundschule tragen musste und die mich laut den freundlichen Hinweisen meiner Mitschüler wie einen  Mitarbeiter der städtischen Müllabfuhr aussehen ließen.
Zum Club-Urlaub nach Mallorca werde ich mit ihnen aber nicht fahren. Und den Satz: "Man muss nicht immer alles so machen, wie die anderen" kann ich ja eh' schon gut aufsagen, den werde ich also wohl auch hin und wieder fallen lassen.
Vielleicht werde ich sie manchmal versehentlich dazu auffordern, die Dinge auf ihrem Schreibtisch parallel anzuordnen.
Ich hoffe ganz einfach, dass ihr innerer Fötus sie dann noch so weit fremdbestimmt, dass sie sich weigern, dies zu tun.

27. August 2011

Was ihr morgen macht

Morgen ist Sonntag, der langweiligste Tag der Woche und weil ich es gut mit euch meine, hier ein Hinweis, wie ihr dieser Langeweile ein Schnippchen schlagen könnt.
Um 20 Uhr veranstaltet die liebe Ninia LaGrande im Nörgelbuff in Göttingen die nächste Ausgabe von Acrobat Readers.




Ich schätze mal, dass es ziemlich großartig werden wird, weshalb alle zur Zeit in Göttingen und Umgebung weilenden Freunde von großartigen Dingen kommen sollten.

26. August 2011

Was Hannah gerade macht


Dank des mobilen Internets  präsentiere ich euch schnell den wohl heißesten Ort Deutschlands: Baustelle Kasseler Auebad. Auf dem Kran im Hintergrund kraxelt gerade ein lieber Volontär herum. Ich mag Höhe ja nicht SO gerne. Dafür aber Gisbert zu Knyphausen und dieses situationsgerechte Lied.


Gisbert zu Knyphausen - Kräne

25. August 2011

Heutige Taten & Penetrantes Hinweisen auf The Weeknd

Morgen habe ich also meinen letzten Tag in der Online-Redaktion der HNA und weil ich eine gute Praktikantin bin und außerdem laut meines Arabisch-Dozenten auch Frau خَبَّازة  habe ich mich noch mehr oder weniger frisch ans Werk gemacht.
Das Rezept finde ich übrigens hervorragend, denn man braucht eigentlich nur Sachen, die man eh immer hat.
Sprich schonmal keine Eier, über die verfüge ich grundsätzlich nie.

Das an der Seite ist das Frosting.
Die Zutaten für den Teig einfach zusammenmischen.
180° Umluft.













An dieser Stelle ist es mir außerdem ein besonderes Anliegen, zum wiederholten Male penetrant auf einen Künstler hinzuweisen, dem ich auf sonderbare Art und Weise verfallen bin, nämlich The Weeknd. Meine Einstellung zu R'n'B-Heulbojen wie Chris Brown und seinen Freunden drückt sich normalerweise in gerne auch laut geäußerter Abneigung aus und ja, auch der liebe Abel Tesfaye klingt in den meisten seiner Lieder seines Albums House of Balloons äußerst melancholisch bis weinerlich. Nichtsdestotrotz gibt es da einen sehr guten Track mit ganz guten Beats, der mich gerne in den Morgen nach einer wild durchfeierten Nacht versetzt.


via flickr

The Weeknd - High for this

Anhören kann man sich außerdem auch noch

Übrigens sagt ein Youtube-User etwas wie ich finde sehr Passendes, nämlich
when I listen to The Weeknd, i just feel like lighting up a cigarette and drowning out everything. 
Klingt doch gut.

24. August 2011

Heutige Taten

+
+



= zufriedenes Ich.

Sugarplum Fairy - Marigold

23. August 2011

Wie ich ein Nörgel-Hangover durchmache

Wenn ich gerade nicht die Muße habe, mir über etwas Bedeutsames oder Gewichtiges den Kopf zu zerbrechen, rege ich mich mit Vorliebe über die kleinen Dinge im Leben auf. Ich wache morgens auf und erkläre den Tag zum Nörgel-Tag. Ich nörgle den Wecker voll, ich nörgle mein verschlafenes Gegenüber an, ich nörgle über die Konsistenz des noch viel zu ungetoasteten Toastbrotes ("Da hat doch wieder jemand eine kürzere Toast-Zeit eingestellt!"), ich nörgle über das Wetter und über jeden Radiosender, den unser Radio empfangen kann.
Befinde ich mich dann kurze Zeit später an einem öffentlichen Ort, laufe ich zu Höchstformen auf, denn da sind meistens auch andere Menschen anwesend, die Steilvorlagen zum Nörgeln und Aufregen bieten.
"Gleich feiert dein Arsch Kirmes!" prophezeit ein Vater seiner kleinen Tochter, die ein unflätiges Wort verwendet hat, denn er legt Wert auf eine gepflegte Ausdrucksweise.
"Stänten ist auch nicht mehr das, was es mal war!" klagt eine exklusive Dame anderen exklusiven Damen ihr Leid, denn St.Anton sagt nur das gemeine Volk.
"Frauenfußball kann schon ganz schön geil sein, sind ja auch vielmehr Bälle im Spiel!" erfreut sich ein fettes Bürschchen, denn er hatte als Kind leider einen Unfall und ist nun minderbemittelt.
Mein Körper zeigt sämtliche Reaktionen eines Vorzeige-Nörglers. Ich ziehe eine Augenbraue hoch, ich drehe den Kopf abfällig zur Seite, ich deute ein überlegenes Lächeln an, ich seufze laut auf, ich schaue böse hinter meinem Buch hervor. Hätte ich gerade einen Nicht-Nörgel-Tag und könnte ich mich wie ein Außenstehender beobachten, wäre ich wahrscheinlich versucht, mir selbst eine reinzuhauen. Auf der Welt existieren nämlich eigentlich nur wenige Dinge, über die ich mehr nörgeln könnte als über Nörgler.

via weheartit

Nörgler sind verbittert, haben keine Freude am Leben und sehen beim Nörgeln auch meistens scheiße aus. Was mich aber am meisten an Nörglern stört, sind ihre Vorurteile. Ich selbst bin Google für vorgefertigte Meinungen.
Der Vater des kleinen Mädchens ist bestimmt ein typischer Choleriker mit Goldkettechen und sein Gesicht wird ganz rot, wenn er sich aufregt. Außerdem ist er Bauarbeiter und sorgt mit dem Presslufthammer dafür, dass der Asphalt mal so richtig Kirmes feiert, ehe er mittags Pause macht und sich ein fettiges Bifi-Würstchen in den Mund schiebt. Die exklusive Dame trägt Schuhe aus Lack-Krokodilsleder und spendet einmal im Jahr für ihr Gewissen an Unicef. Außerdem ist sie abhängig von ihrem Ehemann, der Präsident vom Lions Club ist und einen Bierbauch hat. Der fette Junge hört schlechten HipHop, trägt so eine idiotische Atzen-Mütze und schwitzt immer ganz eklig, wenn er etwas schneller gehen muss.Nach meiner menschlichen Analyse lehne ich mich gerne zufrieden zurück und freue mich, dass ich ein so wunderbares Wesen bin. 
Spätestens am nächsten Tag ereilt mich der Nörgel-Kater. Ich fühle mich schlecht, weil ich mir stets allwissend vorkomme. Ich bilde mir ein, über Personen Bescheid zu wissen, nur weil ich zufällig wenige Sekunden aus ihrem Leben mitbekommen habe. Ich entwickle eine Haltung ihnen gegenüber, die in den meisten Fällen wohl komplett ungerechtfertigt ist. Und mit Vorliebe erzähle ich anderen davon, ich infiziere sie mit meiner Nörgel-Meinung und schon finden auch meine Freunde den Kirmes-Papi, die Stänten-Dame und das Bälle-Bürschchen richtig daneben. Stets gelobe ich nach einem übertriebenen Nörgel-Tag Besserung, ich bemühe mich, offen und vorurteilsfrei auf die Leute zuzugehen und zwinge mich, mir nicht pausenlos vorzustellen, was die Menschen um mich herum charakterlich gesehen so alles auszeichnet. Und außerdem hoffe ich, dass auch andere Menschen hin und wieder dem Nörgel-Syndrom erliegen. Mit meiner bestimmt aus Stylegründen gekauften Hipsterbrille, meiner ganz offensichtlichen Internet-Sucht und meinen übertrieben lauten Essgeräuschen in öffentlichen Verkehrsmitteln am sehr frühen Morgen (Karotten, Kohlrabi, Kekse) bin ich bestimmt auch eine gute Steilvorlage.

22. August 2011

Mr. Little Jeans - The Suburbs

Wenn ich ein Album absolut liebe, dann höre ich es rauf und runter. Mein Last.fm Account sieht dann gerne aus, als hätte ich für zwei Wochen den Raum verlassen und dabei versehentlich den Player weiterlaufen lassen. Mit dem Ergebnis, dass ich die betreffende Band erstmal sehr lange überhaupt nicht mehr hören kann, so zuletzt geschehen bei Arcade Fire, die mich mit "The Suburbs" musikalisch gesehen sehr lange glücklich gemacht haben. Umso erfreuter bin ich dann, wenn ich einen guten Remix zu einem Stück finde, wie den von Mr. Little Jeans, die sich dem gleichnamigen Titel "The Suburbs" angenommen hat.
Fantastisch, wie ich finde.






Wie ich durch mein Leben hetze - Ein Entspannungsversuch

Auf dem Sofa rumsitzen ist doch blöd. via ifwedon't













Ich bin ein  Mensch, der gerne was macht. Also ständig. Ich bin daueraktiv.  
Eine meiner Extremitäten ist grundsätzlich in Bewegung, mit Vorliebe mein 
rechtes Bein, das pausenlos auf und nieder wippt, dabei gerne an Tischkanten 
stößt und im Hörsaal dafür sorgt, dass die ganze Reihe was von meiner Vorliebe 
für aktives Sitzen abbekommt. Ferien halte ich nur schwerlich aus. "Ruf bloß 
nicht nach einer Woche an um mir mitzuteilen, dass du lieber wieder Schule 
hättest!" pflegte eine Freundin mir einzubläuen, ich fühlte mich ertappt. "Was 
denkst du denn von mir!" tat ich entrüstet und lag nach einer Woche Nichtstun zu 
Tode gelangweilt auf dem Sofa herum.
Meine  Freizeit verbaue ich mir daher gerne mit Praktika oder Ferienjobs. An den 
Wochenenden hetze ich ruhelos umher, auf der verzweifelten Suche nach 
Beschäftigung. "Hannah, du wirkst so rastlos!" rufen die Menschen in meiner 
Umgebung in solchen Momenten gerne aus. Rastlos, das Wort mag ich gerne. Ich bin 
jung, ich brauche keine Rast, Rast ist was für Menschen, die nach einer Stunde 
Autofahren auf einen "Rastplatz" fahren und dort hässliche Plüschtiere kaufen 
oder in einer "Raststätte" übernachten , wo es überall nach Raumspray  riecht. 
Rasten ist spießig, fortschrittsverhindernd, langweilig.
 "Hannah, du kriegst nochmal einen Herzinfarkt!" rufen die Menschen in meiner 
Umgebung gerne aus, wenn ich an ihnen vorbeirenne. In solchen Momenten werde ich 
fuchsig. Was kann ich dafür, wenn ich mich nicht entspannen kann? "Ich will 
keinen Herzinfarkt!" grummele ich wütend in mich hinein, als meine bessere 
Hälfte nach einer Stunde autogenem Training, meinem persönlichem Höllentrip, 
vollkommen entspannt an mir vorbeiwandelt. 
Ich lege mich verbissen auf mein Bett  und schließe die Augen, jetzt bloß nicht 
verkrampfen oder gar unrelaxed sein, im  Hintergrund dudelt diese absolut bescheuerte 
Asien-Entspannungsmusik, das Licht scheint so durchdringend zum Fenster hinein, 
meine Matratze ist mit einem Mal  unglaublich hart, eine Fliege summt neben meinem Ohr, 
irgendjemand macht gerade etwas mit Sicherheit Spannendes in der Küche, es reicht. 
Nie im Leben hab ich mich so unentspannt gefühlt. "Ihr entspannt beim Nichtstun, ich 
entspanne beim Ständig-Tun!" präsentiere ich den Menschen in meiner Umgebung stolz meine 
Erkenntnis. Bis ich einen Herzinfarkt bekomme, kriegen die vom vielen Rasten bestimmt
ein kleines Druckgeschwür. 

20. August 2011

Heutige Taten

Habe heute festgestellt, dass man die Äpfel aus unserem Garten schon essen kann.
Zumindest in Teilen.




Weshalb ich trotz meiner Oma Auslandskorrespondentin werde

Eigentlich will ich mal aus Krisengebieten berichten. Meine Familie hat generell nichts dagegen. Aber irgendwie doch.

Wenn ich nicht gerade studiere, beschäftige ich mich gerne damit, mir meine rosige Zukunft auszumalen. Vor meinem gedanklichen Auge sehe ich mich vor einer in Schutt und Asche liegenden Stadt stehen, das Kampf-Geschrei von sich bekriegenden Guerilla-Banden erfüllt die Nacht, ich halte ruhig mein Mikrofon in der Hand und erkläre der deutschen Fernseh-Zuschauerschaft sachlich die Lage.
Meine Gedanken durchkreuzt dann gerne das besorgte Gesicht meiner Oma, die auf ihrem heimischen Sofa sitzt und in Hunsrücker-Dialekt etwas sagt wie "Mei-Juse-Bätter", was nach Aussagen meiner Mutter "Maria-Jesus-und-himmlischer-Vater" bedeuten soll und ein Ausdruck des Erstaunes oder aber des Bestürzens sein kann. Da sich in meiner Vorstellung ihre Hände meist auch wahlweise in Höhe ihres Gesichtes oder aber krampfhaft klammernd am Arm meines Opas befinden, halte ich Entsetzen für den Grund ihres Ausrufes, werde vom schlechten Gewissen gepackt und verbiete mir, meine Vorstellung fortzuführen oder gar detaillierter zu gestalten.
In solchen Momenten komme ich mir schlecht und sündhaft vor, weil ich meiner Oma gedanklich nichts als Sorgen bereite, ich bin eine miese Enkelin, ja, ich sollte lieber Konditorin werden oder Steuerfachangestellte oder wenigstens Lehrerin, auf jeden Fall nichts, was mit einem allzu hohen Gewalt - und Gefahrenrisiko verbunden ist.
Gleichzeitig wallt der Zorn über meine eigene Wankelmütigkeit und mein beeinflussbares Wesen in mir auf.
"Ist es lächerlich, wenn ich mir schlecht dabei vorbeikomme, über eine Zukunft als Auslandskorrespondentin nachzudenken, weil dieser Beruf meine Oma in Angst und Schrecken versetzt?", will ich vorsichtshalber von einer Freundin wissen, der meine Frage jedoch nur ein zweifelndes Heben ihrer rechten Augenbraue wert ist.


via orsotheysay

Überhaupt, Familie und Beruf.
Ich frage mich, weshalb alle immer nur von karrieregeilen Rabenmüttern oder sich aufopfernden Vätern in Elternzeit oder überfüllten Kinderkrippen sprechen, wenn diese beiden Wörter fallen.
Mir als Zwanzigjährige, die für ihre nähere Zukunft nicht geplant hat, Nachwuchs in die Welt zu setzen, bereitet die unheilvolle Konstellation nämlich anderweitiges Kopfzerbrechen: Wie eine Wand der Miesepeterei bauen sich sämtliche Familienmitglieder vor mir und meinen Berufswünschen auf und benutzen dann mein ohnehin bereits gebeuteltetes Du-studierst-und-deine-Eltern-finanzieren-das-alles-Gewissen als Hüpfburg.

Dabei kann man meinen Eltern wirklich keinen Vorwurf machen: Seit meiner Kindheit darf ich alles machen, wozu ich Lust habe (es sei denn, Mama erhebt den Pädagoginnen-Finger und sagt: "Hannah, denk auch mal daran, wie sich dein Verhalten auf andere auswirkt", mein fünfjähriges Ich sagt dann motzig "Mir doch egal", mein Papa sendet mir einen "Tochter, ich bin hochgradig enttäuscht -Blick", ich gebe nach), meine Studienwahl finden beide prima.
Und trotzdem habe ich dann und wann das Gefühl, dass eine journalistische Karriere die beiden nicht so richtig vom Hocker reißt, was vielleicht aber auch daran liegt, dass ich schon zu oft stundenlang über die miesen Chancen in dieser Branche gezetert habe.
"Hannah, willst du nicht vielleicht doch in die Regionalpolitik gehen?", fragte Papa neulich vorsichtig, als wir uns gerade auf der Autobahn befanden, sich ein gewaltiges Gewitter über uns entlud und ich somit nicht weglaufen konnte.
"Nein!", schrie ich empört auf und versuchte einen "Vater, ich bin hochgradig enttäuscht-Blick", der aber nicht die erhoffte Wirkung erzielte. Wie schrecklich, wenn ein Vater sich seine Tochter lieber als Landrätin vorstellt, als in ihrem wahren Berufswunsch!
Kann ich das meinem armen Papa wirklich antun?

Ich finde schon. Schließlich steht bereits in einem kürzlich aufgetauchten Freundschaftsalbum einer ehemaligen Klassenkameradin der fünften Klasse, dass ich Journalistin werden will und Kinder haben ja bekanntlich die besten Träume. Meine Eltern hatten also wirklich lange genug Zeit, sich mit dem Gedanken anzufreunden. Meine Schwester zieht es in Betracht, Modedesignerin zu werden, die Präferenz für brotlose Kunst ist also eventuell sogar ihrer Erziehung geschuldet.
Und was meine Oma betrifft, so vertraue ich auf meinen Opa, an den sie sich klammern darf: Der will vor dem Fernseher nämlich lieber schlafen, als sich ihr "Mei-Juse-Bätter" anzuhören und drückt dann hoffentlich kurzerhand den Aus-Knopf  auf der Fernbedienung.