Auf dem Sofa rumsitzen ist doch blöd. via ifwedon't |
Ich bin ein Mensch, der gerne was macht. Also ständig. Ich bin daueraktiv. Eine meiner Extremitäten ist grundsätzlich in Bewegung, mit Vorliebe mein rechtes Bein, das pausenlos auf und nieder wippt, dabei gerne an Tischkanten stößt und im Hörsaal dafür sorgt, dass die ganze Reihe was von meiner Vorliebe für aktives Sitzen abbekommt. Ferien halte ich nur schwerlich aus. "Ruf bloß nicht nach einer Woche an um mir mitzuteilen, dass du lieber wieder Schule hättest!" pflegte eine Freundin mir einzubläuen, ich fühlte mich ertappt. "Was denkst du denn von mir!" tat ich entrüstet und lag nach einer Woche Nichtstun zu Tode gelangweilt auf dem Sofa herum. Meine Freizeit verbaue ich mir daher gerne mit Praktika oder Ferienjobs. An den Wochenenden hetze ich ruhelos umher, auf der verzweifelten Suche nach Beschäftigung. "Hannah, du wirkst so rastlos!" rufen die Menschen in meiner Umgebung in solchen Momenten gerne aus. Rastlos, das Wort mag ich gerne. Ich bin jung, ich brauche keine Rast, Rast ist was für Menschen, die nach einer Stunde Autofahren auf einen "Rastplatz" fahren und dort hässliche Plüschtiere kaufen oder in einer "Raststätte" übernachten , wo es überall nach Raumspray riecht. Rasten ist spießig, fortschrittsverhindernd, langweilig. "Hannah, du kriegst nochmal einen Herzinfarkt!" rufen die Menschen in meiner Umgebung gerne aus, wenn ich an ihnen vorbeirenne. In solchen Momenten werde ich fuchsig. Was kann ich dafür, wenn ich mich nicht entspannen kann? "Ich will keinen Herzinfarkt!" grummele ich wütend in mich hinein, als meine bessere Hälfte nach einer Stunde autogenem Training, meinem persönlichem Höllentrip, vollkommen entspannt an mir vorbeiwandelt. Ich lege mich verbissen auf mein Bett und schließe die Augen, jetzt bloß nicht verkrampfen oder gar unrelaxed sein, im Hintergrund dudelt diese absolut bescheuerte Asien-Entspannungsmusik, das Licht scheint so durchdringend zum Fenster hinein, meine Matratze ist mit einem Mal unglaublich hart, eine Fliege summt neben meinem Ohr, irgendjemand macht gerade etwas mit Sicherheit Spannendes in der Küche, es reicht. Nie im Leben hab ich mich so unentspannt gefühlt. "Ihr entspannt beim Nichtstun, ich entspanne beim Ständig-Tun!" präsentiere ich den Menschen in meiner Umgebung stolz meine Erkenntnis. Bis ich einen Herzinfarkt bekomme, kriegen die vom vielen Rasten bestimmt ein kleines Druckgeschwür.
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