22. August 2011

Wie ich durch mein Leben hetze - Ein Entspannungsversuch

Auf dem Sofa rumsitzen ist doch blöd. via ifwedon't













Ich bin ein  Mensch, der gerne was macht. Also ständig. Ich bin daueraktiv.  
Eine meiner Extremitäten ist grundsätzlich in Bewegung, mit Vorliebe mein 
rechtes Bein, das pausenlos auf und nieder wippt, dabei gerne an Tischkanten 
stößt und im Hörsaal dafür sorgt, dass die ganze Reihe was von meiner Vorliebe 
für aktives Sitzen abbekommt. Ferien halte ich nur schwerlich aus. "Ruf bloß 
nicht nach einer Woche an um mir mitzuteilen, dass du lieber wieder Schule 
hättest!" pflegte eine Freundin mir einzubläuen, ich fühlte mich ertappt. "Was 
denkst du denn von mir!" tat ich entrüstet und lag nach einer Woche Nichtstun zu 
Tode gelangweilt auf dem Sofa herum.
Meine  Freizeit verbaue ich mir daher gerne mit Praktika oder Ferienjobs. An den 
Wochenenden hetze ich ruhelos umher, auf der verzweifelten Suche nach 
Beschäftigung. "Hannah, du wirkst so rastlos!" rufen die Menschen in meiner 
Umgebung in solchen Momenten gerne aus. Rastlos, das Wort mag ich gerne. Ich bin 
jung, ich brauche keine Rast, Rast ist was für Menschen, die nach einer Stunde 
Autofahren auf einen "Rastplatz" fahren und dort hässliche Plüschtiere kaufen 
oder in einer "Raststätte" übernachten , wo es überall nach Raumspray  riecht. 
Rasten ist spießig, fortschrittsverhindernd, langweilig.
 "Hannah, du kriegst nochmal einen Herzinfarkt!" rufen die Menschen in meiner 
Umgebung gerne aus, wenn ich an ihnen vorbeirenne. In solchen Momenten werde ich 
fuchsig. Was kann ich dafür, wenn ich mich nicht entspannen kann? "Ich will 
keinen Herzinfarkt!" grummele ich wütend in mich hinein, als meine bessere 
Hälfte nach einer Stunde autogenem Training, meinem persönlichem Höllentrip, 
vollkommen entspannt an mir vorbeiwandelt. 
Ich lege mich verbissen auf mein Bett  und schließe die Augen, jetzt bloß nicht 
verkrampfen oder gar unrelaxed sein, im  Hintergrund dudelt diese absolut bescheuerte 
Asien-Entspannungsmusik, das Licht scheint so durchdringend zum Fenster hinein, 
meine Matratze ist mit einem Mal  unglaublich hart, eine Fliege summt neben meinem Ohr, 
irgendjemand macht gerade etwas mit Sicherheit Spannendes in der Küche, es reicht. 
Nie im Leben hab ich mich so unentspannt gefühlt. "Ihr entspannt beim Nichtstun, ich 
entspanne beim Ständig-Tun!" präsentiere ich den Menschen in meiner Umgebung stolz meine 
Erkenntnis. Bis ich einen Herzinfarkt bekomme, kriegen die vom vielen Rasten bestimmt
ein kleines Druckgeschwür. 

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