7. September 2011

Taten sowie Gedanken über die Zukunft und über Kassel

Irgendwann im Laufe meiner Schulzeit merkte ich, dass ich ein Gespür dafür entwickelt hatte, was ich kann und was ich nicht so gut kann. Ich war begeistert von dieser Erkenntnis, denn ein solches Gespür ist ganz schön gut, wenn man ein strukturliebender Mensch ist, der seine Zukunft gerne Jahre im Voraus plant. Ich beispielsweise bin ein überaus strukturliebender Mensch, was sich vor allem dadurch äußert, dass ich mir für alles Listen erstelle. In meinem Kopf entwickelte ich also ein Liste mit den Kategorien "Kann ich", "Kann ich nicht" und "Später nochmal testen."
Voller Abscheu schob ich bereits nach wenigen Mathestunden das Binärsystem in die "Kann ich nicht"-Ecke, Informatikerin würde ich also schonmal nicht werden. Wenige Jahre später kam auch gleich noch das Periodensystem dazu, außerdem Fußball, Handball, Volleyball und Badminton sowie sehr viele Farbmalkästen und Hefte mit Notenlinien. Die "Später noch mal testen" - Kategorie war vor allem mit außerschulischen Aktivitäten gefüllt und leerte sich nach der Zeit, weil ich unter anderem irgendwann mit Erleichterung feststellte, dass ich doch in der Lage bin ein Bier zu trinken, ohne dabei entsetzt oder auch angeekelt das Gesicht zu verziehen. In der "Kann ich" - Sparte stehen jedenfalls bereits seit Grundschultagen die Worte "Schreiben" und "Reden".
So wirklich toll finde ich das nicht. Es wäre mir lieber, wenn dort die Worte "Konstruieren" oder "Rechnen"  oder von mir aus auch "Vogelstimmen zuordnen" stünden. Schreiben und Reden können nämlich recht viele Menschen, letzteres genau genommen fast alle, ersteres zumindest immer mehr. Und unter diesen gibt es viele Menschen, die durchaus in der Lage sind, sich sehr schön auszudrücken. Solche Menschen wollen ganz oft was "mit Medien" machen, weil es da nämlich manchmal Teil des Berufes ist, sich schön auszudrücken.
Jetzt ist es leider so, dass niemals in irgendeiner Zeitung die Meldung "Journalisten händeringend gesucht" oder "Medienbranche braucht dringend Nachwuchs" veröffentlicht wird. Stattdessen hört man Schauergeschichten von exzellent ausgebildeten Menschen, die gut und gerne für den Spiegel schreiben könnten, aber leider nur als Pauschalisten in einer Lokalredaktion eine Stelle bekommen.
Nett finde ich das nicht. Und vor allem will ich nicht, dass mich dieses Schicksal selbst einmal ereilt. Weil ich aber nunmal so gerne rede und schreibe, bleibt mir nichts anderes übrig, als das Beste aus meiner misslichen Begabung zu machen und sie möglichst oft zum Einsatz kommen zu lassen. Zum Beispiel in diesem Blog. Oder als freie Mitarbeiterin. Oder, um galant zum zweiten Teil dieses Posts überzuleiten, als Praktikantin.

Hm.

Praktikantin sein ist nicht immer schön, hat aber durchaus auch seine guten Seiten. Zum Beispiel finde ich es gut, dass sich der Zeitungsverlag in Kassel befindet.
"Buh, Kassel!", hätte ich vermutlich noch bis vor 5 Wochen gerufen, wenn mir jemand erzählt hätte, dass er es gut findet, ein Praktikum in Kassel zu machen.
Kassel finde ich nämlich in erster Linie langweilig, daran hat sich auch in den vergangen Woche nichts geändert. Außerdem ist Kassel eine Möchtegern-Großstadt. "Wir haben nämlich eine S-Bahn!" sagt der Kasselaner voller Stolz, als würde das ausreichen, um eine Stadt zur wahren Großstadt zu machen.
Trotzdem hat Kassel auch seine guten Seiten, zum Beispiel die documenta. Oder auch den Vorderen Westen. Den hab ich nämlich neulich entdeckt, als ich dort den Starclub suchte. Dank meines nicht vorhandenen Orientierungssinns lernte ich also fast den gesamten Stadtteil kennen und war hellauf begeistert. Gründerzeit-Häuser, überall. Da geht mir das Herz auf. 


Da gibt's auch Kastanienalleen. Das freut mich als
Lolls-Kind.
Kastanien wecken einen Sammel-Drang in mir.
Ich musste sie aufheben.
Und dann fand ich da so einen  kleinen Verlag, der unter anderem Jute-Beutel im Schaufenster hat, auf denen bärtige Männer drauf sind. Wie cool ist das bitte. Dieser Verlag scheint mir überhaupt sehr fein zu sein.

Ich googelte sogleich also und fand die Seite von rotopol.
Da könnt ihr mal draufgehen und krasse Weihnachtskarten
bestellen, auf denen steht:
"Schnee ist die häufigste Form des festen

Niederschlags." Auf so was steh ich ja, also, falls
ihr mir mal eine Weihnachtskarte schicken wollt...

 
Und dann war ich also im Starclub. Der ist auch sehr nett. Habe mir den Kasseler Komedy Club angesehen, empfehlenswert, da irgendwie trashig. Im Anschluss schlenderte ich Richtung Bahnhof und fotografierte dabei wild umher. Ich mag Städte bei Nacht. Und Züge. Überhaupt ist alles bei Nacht besser.


Lampengeschäfte z.B. entfalten bei Nacht eine weitaus
bessere Wirkung.







Und nachts sind auch nicht so viele Menschen im Zug.



Also in diesem Fall eigentlich gar keine.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Menschen, die denken, dass bei Nacht alles besser ist, machen sich verdächtig, Film-Noir-Menschen zu sein. Das ist die Art Film, wo ...Großstadtdschungel. In den Häuserschluchten Menschen ohne Ziel. Der silbrig glänzende Leib des ewig fließenden Verkehrs schiebt sich durch die Straßen der Stadt. Dann gibt es noch diese Femme-Fatale, gehend durch dieses Paisage.

Valeria.