18. Oktober 2011

Massig viel Kunst - Reisebericht aus Venedig

Letzte Woche reiste ich mit einer lieben Freundin nach Venedig, um dort die Biennale zu bestaunen.
Unsere Unterkunft gestaltete sich als etwas fragwürdig, ebenso wie die sexuell aktiven Zimmernachbarn und das Zwieback-Frühstück, aber dafür lebten wir nur 2 Minuten von der Rialto-Brücke entfernt.
Weil neben Schlafen, Essen und Sehenswürdigkeiten-Anschauen auch die Mobilität in Venedig unwahrscheinlich teuer ist, haben wir uns entschlossen, einfach alles zu laufen. Wir haben übrigens beide keinen Orientierungssinn.
Ich habe nun also extreme Knieschmerzen und vermutlich die straffesten Waden überhaupt.
Zur Einstimmung ein kleines Wandervideo.



Leider war es uns nicht möglich, das Nachtleben von Venedig auszukundschaften, da es schlichtweg keines gibt. Einen Pub haben wir jedenfalls mindestens vier Stunden gesucht. Und außerdem ist Alkohol dort auch nicht bezahlbar.



Eigentlich waren wir ja aber auch wegen der Biennale gekommen und die war wirklich fantastisch.
Als erstes haben wir die beiden Hauptausstellungen besucht (der Deutschland-Pavillon ist im Übrigen gelinde gesagt etwas verstörend und scheint der Anbetung des Christoph Schlingensief gewidmet zu sein), die sich im Arsenale und in den Giardini befinden.
Toll ist vor allem das Projekt von Christian Marclay mit dem Titel "The Clock", wofür er übrigens auch mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde. Er hat nämlich tatsächlich einen 24-stündigen Film produziert, welcher aus Szenen anderer Filme besteht und in dem ausschließlich Uhrzeit-Einstellungen gezeigt werden. Die stimmen auch noch mit der realen Zeit überein und passen auch manchmal inhaltlich, was ziemlich krass ist. Hier mal ein kleines Video. Wenn ihr alles richtig machen wollt, solltet ihr um 12.04 Uhr anfangen, den Ausschnitt zu gucken.

 


Prima fanden wir auch den Schweizer Pavillon, der sich nach unserere Interpretation mit unserer konsum - und skandalinteressierten Gesellschaft auseinandersetzt und dabei relativ viel Liebe zum Detail zeigt.







Außerdem sei noch der Knet-Raum erwähnt, in dem man Knete an die Wand kleben durfte. Ein Kindheitstraum wurde wahr. Ich liebe Knete. Vielleicht werde ich mir insgemheim demnächst mal welche kaufen und dann drauflos kneten.


Habe 'ne Schwäche für Brod.


Gut waren außerdem auch die Einzelpavillons, die in Gebäuden in der Stadt verteilt waren und die man sich ganz umsonst angucken konnte, wenn man sie denn fand.
Schön war der Neuseeland-Pavillon, wo ein wunderbarer Pianist auf einem sehr verschnörkelten Flügel traumhaft schöne Musik spielte:



Mein allerliebster Künstler auf der Biennale war allerdings Anton Ginzburg, der mit seiner Ausstellung "At the Back of the North Wind" einen eigenen Pavillon bekommen hat. Hier kann man nachlesen, was die New York Times von ihm hält.
Sehr lustig finde ich ja sein Lebensmotto: "Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana." Hö!
Seine Kunst ist jedenfalls FANTASTISCH, am meisten liebe ich seine Fotografien aus Russland, vor allem diese:




Hier noch ein Ausschnitt aus einem seiner Bilder, welches ich auch gut fand:




Zum kulturellen Abschluss haben wir die Sammlung von Peggy Guggenheim besucht, wo man leider keine Fotos machen durfte. Ich habe trotzdem heimlich einen Jackson Pollock fotografiert. Überhaupt war ihre Sammlung recht reichhaltig. Man geht durch die Tür und steht auf einmal zwischen einem sehr bekannten Gemälde von Picasso und einem sehr bekannten Gemälde von Kandinsky. So bekannt jedenfalls, dass wir sie sogar im Kunstunterricht besprochen haben.




Nach einer Wochen waren wir dann auch etwas reizüberflutet.
Trotzdem sollte man unbedingt mal auf die Biennale fahren, wenn man sich ein bisschen für Kunst interessiert. Und Venedig ist natürlich auch nicht schlecht.
Hier noch schnell ein Bild aus einer Ausstellung, die "The Future of a Promise - Contemporary Art from the Modern Arab World" hieß und die ich natürlich schon allein aus Studiengründen sehr gut fand.



1 Kommentar:

Bine hat gesagt…

Endlich mal ein Venedig-Reisebericht in dem nicht von Gondeln die Rede ist!!! Die Bilder der Biennale fand ich total spannend, da hätte ich gerne noch mehr gesehen. Die Bierpreise sind auch irgendwie ähem spannend...

Bine